Ob konjunktureller Gradmesser, wissenschaftliches Aushängeschild oder Forum für kontroverse Debatten – der ifo Schnelldienst hat für wirtschaftspolitische Themen bundesweit Aufmerksamkeit geweckt wie nur wenige andere Publikationen. Bis heute ist er ein wichtiges Element in der Öffentlichkeitsarbeit des ifo Instituts.


Am Anfang war es Handarbeit
Als Herausgeber des ersten Hefts zeichnete die Informations- und Forschungsstelle für Wirtschaftsbeobachtung. Sie gehörte damals zum Bayerischen Statistischen Landesamt und war in München in einer Polizeikaserne in der Rosenheimer Straße 130 untergebracht. Im Januar 1949 fusionierte die Informations- und Forschungsstelle mit dem Süddeutschen Institut für Wirtschaftsforschung zum Institut für Wirtschaftsforschung e. V. München – kurz ifo. Die Geschichte des ifo Schnelldiensts beginnt bereits sechs Monate vor der Gründung des ifo Instituts. Schon im Juli 1948 produzierten die Mitarbeitenden der Informations- und Forschungsstelle für Wirtschaftsbeobachtung auf einem handbetriebenen Vervielfältigungsgerät die ersten Hefte des neuen Magazins: Seite für Seite. Als Erscheinungsdatum setzten sie den 20. Juli 1948 ein.
Am Puls der Nachkriegswirtschaft
Die Themen der ersten Ausgabe spiegeln die Hoffnungen der Nachkriegszeit: Dort finden sich etwa die Ergebnisse der ersten repräsentativen Umfrage bei Industrieunternehmen – der Beginn der ifo Konjunkturumfragen.
Daneben stehen aber auch datenbasierte Spekulationen über die plötzliche Warenfülle des Einzelhandels: War dies nur ein Abverkauf alter Lagerbestände, ein vorübergehender Effekt der Währungsreform oder kündigte sich schon wenige Jahre nach Kriegsende ein dauerhafter Wohlstand mit einem ungewohnt reichen Warenangebot an? Die Analyse aktueller Herausforderungen in Politik und Wirtschaft ist auch heute noch der Kern des ifo Schnelldiensts – sein Themenspektrum hat sich in viele Richtungen erweitert.


Redaktionsleitung war Chefsache
Die Bedeutung des ifo Schnelldiensts für das Institut lässt sich schon daran ablesen, dass mit Eduard Werlé ein Vorstandsmitglied die Redaktionsleitung übernahm. Der ifo Schnelldienst war das wichtigste Instrument der ifo-Öffentlichkeitsarbeit; seit 1999, als die zunächst vierteljährlich, ab 1974 in monatlichem Rhythmus erscheinende Wirtschaftskonjunktur eingestellt wurde, gilt er auch als Leitmedium des Instituts. Zunächst sollte der ifo Schnelldienst ausschließlich der Presse „die wichtigsten Ergebnisse unserer Arbeit“ präsentieren – und zwar gegen Honorar.
Heißbegehrte Informationen
Ursprünglich ergänzte der ifo Schnelldienst die Hefte der Wirtschaftskonjunktur. Zur eindeutigen Abgrenzung trug er den Untertitel „Wöchentlicher Kurzbericht zur Wirtschaftskonjunktur“. Alle sieben Tage landeten die – zunächst weiter handgedruckten – Hefte auf den Schreibtischen der Wirtschaftsredaktionen und bei allen Mitgliedern des ifo-Vereins: bei Ministerien, Universitäten, Unternehmen und Verbänden. Schon bald galt der ifo Schnelldienst auch in der Öffentlichkeit als eine der wichtigsten Informationsquellen zur wirtschaftlichen Lage in Deutschland und der Welt. Es dauerte aber noch rund zwei Jahre, bis das Institut von dem handbetriebenen Vervielfältigungsgerät zu einer moderneren Offset-Druckmaschine wechselte, bevor man 1952 mit dem Aufbau einer eigenen Hausdruckerei begann.


Plattform für das Geschäftsklima
1954 führte die Redaktion feste Rubriken ein: das Bild der Woche, ifo-Hinweise, Kurzkommentare, Beiträge zur Wirtschaftslage, Kurzberichte zur Wirtschaftskonjunktur und Thesen zur Wirtschaftslage. Außerdem stand das Abonnement nun allen wirtschaftlich Interessierten offen. Auch unter den Mitarbeiter*innen des Instituts war bald klar: Wer etwas zu sagen hat, publiziert im ifo Schnelldienst. Schon in den Jahren 1970-1976 waren es durchschnittlich 136 Beiträge aus ifo-Kreisen pro Jahr.
Wie die Wirtschaftskonjunktur dokumentierte der ifo Schnelldienst nicht nur zentrale wirtschaftspolitische Themen in der Geschichte der Bundesrepublik wie die Hartz-Reformen, die EU-Osterweiterung oder die Eurokrise, sondern auch wichtige Etappen in der Geschichte des Instituts: So feierte auch der heute wohl allen Nachrichten- und Wirtschafts-Journalist*innen geläufige ifo Geschäftsklimaindex seine Premiere im ifo Schnelldienst – wenn auch eher unauffällig. Eine dreizeilige Tabelle zeigte in der Ausgabe 12/1971 den Verlauf des Index von Januar 1970 bis Februar 1971.
Ein Ort für Debatten
Bis Ende der 1990er Jahre blieb der ifo Schnelldienst seinem redaktionellen Auftrag weitgehend unverändert treu. Im Lauf der Jahrzehnte hat sich das Erscheinungsbild gewandelt und der Erscheinungsrhythmus wurde angepasst. Dann aber ordnete der Vorstand die Publikationen des Instituts neu – und definierte den ifo Schnelldienst als neues Leitmedium, in das er die Wirtschaftskonjunktur integrierte.
Nun öffnete sich der ifo Schnelldienst nicht nur für Beiträge externer Autor*innen, sondern entwickelte sich mit der neuen Rubrik „Zur Diskussion gestellt“ weiter zu einem Debattenmedium. Seit 2020 konzentriert man sich in dieser Rubrik auf Themen, die das ifo Instituts fachlich besetzt. Damit wird die Sichtbarkeit der ifo-Forschenden verbessert – das thematische Spektrum verteilt sich zudem auf mehrere Schultern und korrespondiert mit der neuen Kommunikationsstrategie des ifo Instituts. Im gleichen Jahr wurde der ifo Schnelldienst digital eingeführt. In dieser reinen Online-Zeitschrift werden Artikel außerhalb des monatlichen Erscheinungstermins des ifo Schnelldiensts publiziert.
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