Bereits Mitte der 1950er Jahre betrieben die Verantwortlichen des ifo Instituts die Gründung einer rechtlich selbständigen Fördergesellschaft. Bis heute unterstützt die „Gesellschaft zur Förderung der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung (Freunde des ifo Instituts e. V.)“, die Arbeit des ifo Instituts in vielen Bereichen, unter anderem bei der Nachwuchsförderung und beim Transfer von ifo Wissen in Wirtschaft und Gesellschaft. Paul-Bernhard Kallen, der stellvertretende Vorstand Stefan Keitel und stellvertretender Vorsitzender und Schatzmeister Alexander Liegl bestimmen seit 2024 die Arbeit der Freunde des ifo Instituts.


Gründung in Düsseldorf
In der zweiten Hälfte des Jahres 1955 verständigte sich der Kuratoriumsvorsitzende des ifo Instituts, Ludwig Kastl, mit dem ifo-Vorstandsmitglied Eduard Werlé über die Notwendigkeit einer „Förderergesellschaft“. Sie setzten sich mit hochrangigen Wirtschaftsvertretern in Verbindung – darunter auch Wilhelm Bötzkes, Vorstandsvorsitzender der Industriekreditbank AG in Düsseldorf. Am 28. Oktober 1957 tagte die Gründungsversammlung der „Gemeinnützigen Gesellschaft zur Förderung von wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Testverfahren“. Gründungsmitglieder waren 23 Institutionen – vor allem Unternehmen, aber auch Verbände sowie die Industrie- und Handelskammer Düsseldorf. Erster Vorstandsvorsitzender wurde Heinrich Kost, Aufsichtsratsvorsitzender der Rheinpreußen AG.
Die Förderung der ifo-Testverfahren
„Zweck des Vereins ist die Förderung von wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Testverfahren“, heißt es in der Gründungsatzung. Gemeint waren die vom Institut schon seit Beginn durchgeführten Konjunkturtests und der 1954 hinzugekommene Investitionstest. „Die in diesem Verfahren liegenden Möglichkeiten sind noch in keiner Weise erschöpft. Wir sind der Meinung, dass das Ifo-Institut für die Intensivierung und den Ausbau der Verfahren nicht ausschließlich auf öffentliche Mittel angewiesen sein sollte“, so das Einladungsschreiben zur Gründungsversammlung. Von 1958 bis 1965 waren es insgesamt etwa 750.000 DM, zwischen 80.000 und 100.000 DM jährlich, die für die angegebenen Zwecke verwendet werden konnten. Der Förderergesellschaft ging es auch darum, zwischen den Mitgliedern der Gesellschaft und den ifo-Forscher*innen einen regen Gedankenaustausch zu etablieren. Man informierte sich über neueste Forschungsergebnisse. Die Wissenschaft profitierte von Anregungen aus der unternehmerischen Praxis.


Neuer Sitz der „ifo Freunde“
1970 wurde der Nachfolger des ersten Vorstandsvorsitzenden der Gesellschaft, Heinrich Kost, ernannt: Ernst Wolf Mommsen, Staatssekretär im Verteidigungsministerium unter der Regierung von Helmut Schmidt und Vorstandvorsitzender der Krupp AG. Unter seinem Vorsitz sollten die Fördermittel neben der Unterstützung der Testverfahren nun für gemeinnützige Tätigkeiten des ifo Instituts eingesetzt werden. Der Sitz des Vereins wurde von Düsseldorf nach München verlegt und der Name auf „Gesellschaft zur Förderung der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung“ abgeändert. 1988 erfolgte eine nochmalige Präzisierung der Förderziele. Bisher war ein Teil der Mittel auch als „Fluktuationsbekämpfung“ verwendet worden, um Bewerber anzuziehen und bewährte Mitarbeiter*innen an das ifo Institut zu binden. Nun beschlossen ifo Vorstand und Kuratorium der Freunde, die Weiterbildung von Mitarbeitern zu fördern, aber auch mit Mitteln für die IT-Infrastruktur zu unterstützen.
Die Simon-Villa
Angesichts seines ständig wachsenden Raumbedarfs hatte der Vorstand des ifo Instituts schon früh Interesse an der Villa auf dem Nachbargrundstück der Poschingerstraße 5 bekundet. Haus und Grundstück mit der Adresse Mauerkircherstrasse 35 waren Eigentum von Hans Georg Simon, promovierter Volkswirt, der das Grundstück von seinen Eltern geerbt hatte. Er stellte dem ifo Institut schon ab 1956 mietweise Räume in seinem Haus zur Verfügung. 1980 erwarb das ifo Institut die Villa, mit der Bedingung von Hans Georg Simon auf ein lebenslanges Wohnrecht im Obergeschoss. Der Kaufvertrag wurde nach weiteren Verhandlungen im Jahr 1984 geschlossen. Die Kosten für den Erwerb sowie den Umbau der Villa übernahmen in den Jahren 1984 und 1985 die Freunde des ifo mit einer Summe von über 500.000 DM – einem Viertel der Gesamtkosten.


Führende Köpfe und die Ära Roland Berger
Im Juli 1980 wurde Joachim Zahn, bis 1979 Vorstandsmitglied der Daimler Benz AG, Vorstand der ifo Freundesgesellschaft als Nachfolger des 1979 verstorbenen Ernst Wolf Mommsen. Nach dessen Ausscheiden wurde 1989 Klaus Götte, langjähriger Vorstand der Allianz Versicherung AG, zum Vorsitzenden des Kuratoriums und des Vorstands gewählt und von 1999 bis 2007 übernahm der MAN-Finanzchef Graf Ferdinand von Ballestrem. Am 17. Januar 2007 wählte das Kuratorium Roland Berger, Gründer einer weltweit führenden Unternehmensberatung, zum Vorsitzenden des Kuratoriums und des Vorstands. Durch seinen persönlichen Einsatz gelang es, zusätzliche Unternehmen und führende Köpfe aus der Wirtschaft für die Mitgliedschaft in der Freundesgesellschaft zu gewinnen. Die Gesellschaft entwickelte sich zu einem wichtigen Treffpunkt einflussreicher Persönlichkeiten aus der Wirtschaft, die den hochkarätigen, wissenschaftlich begleiteten Austausch über grundlegende wirtschafts- und finanzpolitische Fragen suchten. Roland Berger blieb bis 2023 in seinem Amt und ist damit der Vorstands- und Kuratoriumsvorsitzende mit der längsten Amtszeit in der Geschichte der ifo Freunde.
Wissenschaft im Fokus
Um die Jahrtausendwende richtete sich der Fokus bei der Zuweisung der Fördermittel vermehrt auf wissenschaftliche Zwecke – so etwa die Mitfinanzierung von Doktorandenstellen, die Einbindung renommierter externer Wissenschaftler als Forschungsdirektor*innen des ifo Instituts sowie die Prämierung herausragender wissenschaftlicher Leistungen. Diese Veränderung war ein Zeichen dafür, dass die Gesellschaft der Freunde die kritische Situation, in die das ifo Institut nach der Evaluierung in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre geriet, mit starkem Rückhalt begleitete und zur Neuausrichtung in dieser Zeit einen gewichtigen Beitrag leistete.
Im Jahr 2002 vergab die ifo-Freundesgesellschaft erstmals einen jährlichen Preis für herausragende wissenschaftliche Leistungen, die in einer der weltweit anerkannten Wissenschaftszeitschriften veröffentlicht werden konnten.


Die Freunde heute
Der Wissens- und Erfahrungsaustausch findet heute im Rahmen einer jährlich stattfindenden gemeinsamen Strategiesitzung statt, zu der Kuratoriumsmitglieder der Freundesgesellschaft als Gastgeber einladen. Die gewonnenen Informationen und Anregungen und die Einbindung dieses hochrangigen Kreises in Veranstaltungen des Instituts sind für das ifo Institut besonders wertvoll. 2024 zählt die Freundesgesellschaft des ifo Institut etwa 85 Mitglieder, von denen 47 Mitglieder des Kuratoriums sind. Vorsitzender des Vorstands ist seit 2024 Paul-Bernhard Kallen, langjähriger Vorstandsvorsitzender und heutiger Verwaltungsratsvorsitzender der Hubert Burda Media Holding. Stellvertreter sind der Bankmanager und Unternehmer Stefan Keitel und Alexander Liegl, Jurist und Partner der internationalen Kanzlei Noerr.
Wichtigster Förderzweck ist die Unterstützung des Wissenschaftlichen Nachwuchses. Die Freunde ermöglichen nationalen und internationalen Austausch: durch Reisezuschüsse für Fachkonferenzen, für die Einbindung von Gastforscher*innen aus aller Welt, durch Finanzierung von Lunchtime-Seminaren und Workshops in den verschiedenen ifo-Forschungsbereichen. Auch die Kommunikationsaktivitäten des Instituts unterstützt die Gesellschaft, die darauf abzielen, am ifo Institut aufgebaute wissenschaftliche Expertise für unterschiedliche Zielgruppen aufzubereiten.
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