München 1909: Was macht ein ausgewiesener Bonvivant, der durch ein Erbe zu sagenhaftem Reichtum gekommen ist? Er kauft für 96.000 Mark ein exklusives 4.400 Quadratmeter großes Grundstück im Herzogpark und lässt sich vom in München sehr gefragten Architekten Karl Stöhr ein prunkvolles Wohnhaus im neoklassizistischen Stil errichten – für noch einmal 180.000 Mark. Das eindrucksvolle Bauwerk in der Poschingerstraße 5, das 1910 fertiggestellt wurde, ist heute Sitz des ifo Instituts. Sein erster Eigentümer war eine schillernde Persönlichkeit: Alfred Walter von Heymel.


„Schöne Frauen, schöne Pferde, schöne Blumen ...
... englische Bücher in schmiegsamen Lederbänden, viel gutes Essen und Trinken und viele mehr oder weniger gute Freunde im Schlepptau, so vergingen den jungen Bremern Tage und Nächte.“ Auf diese Weise beschrieb Schriftsteller Rolf von Hoerschelmann den Lebensstil von Alfred von Heymel und von dessen Vetter Rudolf Alexander Schröder, die beide aus Bremen stammten.
"Die Insel" – eine der wichtigsten Zeitschriften der literarischen Moderne in Deutschland
Heymels bedeutendstes mäzenatisches Engagement war die Literaturzeitschrift "Die Insel", die er gemeinsam mit Rudolf Alexander Schröder im Jahr 1899 gründete. Beiträger waren literarische Größen wie Hugo von Hofmannsthal, Rainer Maria Rilke und Robert Walser und die Illustrationen stammten von keinem Geringeren als Heinrich Vogeler.
Rolf von Hoerschelmann über "Die Insel": „Dabei wurden moderne Gedichte, literarische Leckerbissen aus allen Zeiten und Ländern, geistreiche Essays auf schweres Blütenpapier gedruckt, in köstlicher Ausstattung gebunden, denn auch ein Buchverlag wurde der Zeitschrift angegliedert“. Bei diesem Buchverlag handelt es sich um den 1901 ebenfalls von Alfred von Heymel und Rudolf Alexander Schröder gegründeten Insel Verlag, der bis heute besteht. Im Gegensatz zur Zeitschrift, die 1902 nach drei Jahren eingestellt wurde. Es hatten sich einfach zu wenig Käufer gefunden und auch für den reichen Mäzen Heymel wurden die enormen Ausgaben untragbar.


Das Ende einer Zeitschrift. Der Anfang eines dramatischen Lebenswegs
Im Jahr 1904 heiratete von Heymel die Münchnerin Gitta von Kühlmann, "eine blonde aristokratische Schönheit ..." (von Hoerschelmann). 1910 bezog das Paar die neue Villa in der Poschingerstraße 5, doch die Ehe scheiterte. Um Distanz zu seiner Scheidung zu gewinnen, unternahm von Heymel ausgedehnte Reisen nach Afrika und zog schließlich im Jahr 1912 nach Berlin, wo der an Tuberkulose Erkrankte zwei Jahre später verstarb.
Ab den 1920er Jahren residierten in der Villa Heymel unter anderem die Konsulate des damaligen Königreichs Siam und von Argentinien. 1952 bezogen die ersten Mitarbeitenden des ifo das imposante Bauwerk. Wer einmal durch Bogenhausen spaziert, kann es aus nächster Nähe betrachten.
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